Warum benötigen Sie einen zweipoligen Spannungsprüfer?
Wenn Sie sich mit zweipoligen Spannungsprüfern beschäftigen, kommen häufig Fragen auf, wie:
- Warum sollte ich überhaupt einen zweipoligen Spannungsprüfer nutzen?
- Reicht mein einpoliges Prüfgerät nicht aus?
- Spannungsfreiheit kann ich doch auch mit einem Multimeter feststellen!
Jeder Elektroniker der z.B. in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig ist, lernt während seiner Ausbildung die Regeln für sicheres Arbeiten während der Elektroinstallation kennen. In diesem Zusammenhang lernt man auch Folgendes:
"Der zweipolige Spannungsprüfer ist das einzige Gerät, das zugelassen ist, um Spannungsfreiheit in Niederspannungsanlagen festzustellen." (Sicherheitsregel drei der „Fünf Sicherheitsregeln“ für Elektriker.)
Das gibt die DIN EN 61243-3 VDE 0682-401 vor. Nach ihr muss die allpolige Spannungsfreiheit vor der Installationsarbeit mit einem geeigneten Prüfgerät festgestellt werden. Folglich an jedem einzelnen Leiter. Daher gelten einpolige Prüfgeräte wie bspw. ein herkömmlicher Spannungsprüfer in Schraubendreher-Optik als nicht geeignet. Weil sie eben nur einpolig überprüfen.
Letztlich prüft der Anwender mit einem zweipoligen Spannungsprüfer, ob eine Restspannung vorliegt oder ob er versehentlich die falsche Leitung freigeschaltet hat. Das schützt einerseits vor Stromschlägen und damit den Anwender. Andererseits schützt die Prüfung vor Materialschäden und somit auch vor Schadenersatzansprüchen im gewerblichen Bereich.
Warum ist es nicht zugelassen Spannungsfreiheit mit einem Multimeter festzustellen?
Selbst wenn ein Multimeter, auf die zweipolige Spannungsprüfung ausgelegt ist, ist es nicht dafür zugelassen, Spannungsfreiheit festzustellen. Und zwar hauptsächlich aus den folgenden Gründen:
- Das Multimeter muss vor der Messung auf die richtige Messart (Volt, Ampere, Ohm…) eingestellt werden. Dabei können Anwendungsfehler passieren. Zum Beispiel, weil als Messart Gleichspannung ausgewählt wird aber eine Wechselspannung vorliegt. Oder aber das Gerät wird für die Strommessung vorbereitet, dann aber zur Spannungsmessung eingesetzt, was zu einem Kurzschluss führt.
- Ein Multimeter kann nur mit geladener Batterie messen. Spannungsfreiheit muss aber auch festgestellt werden könne, wenn die Batterien entladen sind. Das ist nur mit dem zweipoligen Spannungsprüfer möglich.
- Zuletzt spricht noch ein praktischer Grund für den zweipoligen Spannungsprüfer: Ein Multimeter mit dem Gehäuse und den zwei Messleitungen ist unhandlicher, weil die „Dritte Hand“ fehlt. Der zweipolige Spannungsprüfer mit zwei isolierten Griffen können Sie bequem mit zwei Händen und je nach Ausstattung sogar einhändig bedienen.
Kurz zusammengefasst, sollte Ihre Sicherheit während der Arbeit an erster Stelle stehen. Die Verwendung eines zweipoligen Spannungsprüfers ist die sicherste Möglichkeit, Spannungsfreiheit festzustellen. Daher ist auch nur er dafür zugelassen!
Messbereich und Messkategorie für die Spannungsprüfung
Messbereich
Besonders wenn Sie Heimwerker sind, sollten Sie sich vor der Anschaffung eines zweipoligen Spannungsprüfers Gedanken machen, welche Spannungshöhen Sie vorwiegend messen möchten. Je größer der Messbereich ist, den Sie mit Ihrem Spannungsprüfer messen können, desto vielfältiger können Sie das Gerät verwenden. Allerdings ist mit einem großen Messbereich in der Regel ein höherer Anschaffungspreis verbunden. Es ist unnötig ein High-End-Gerät zu kaufen, das Spannungshöhen misst, die Sie nie brauchen. Wahrscheinlich benötigen Sie das Gerät im Eigenheim für simple Prüfvorgänge. zum Bespiel zur Überprüfung einer Steckdose bis 230 V AC. Und wenn Sie hin und wieder auch Ihre Autobatterie testen möchten, benötigen ein Gerät das 6 - 12 Volt DC messen kann.
Selbstverständlich ist der Messbereich auch im Profibereich der maßgebende Punkt vor der Entscheidung für den einen oder den anderen zweipoligen Spannungsprüfer. Eine möglichst breite Skala ist also unverzichtbar. Weil Sie Ihren zweipoligen Spannungsprüfer dann vielseitig nutzen können. So arbeiten Sie als Profi bspw. mit diesen Messbereichen:
- Anwendungen im Schaltschrank > 24 Volt Wechselspannung sowie 10 und 24V Gleichspannung
- Anwendungen in der Gebäudeinstallation > 230 V DC
- Anwendungen im Bereich der Photovoltaik- und Solartechnik > bisher 1000 V DC, zukünftig bis 1500 V DC
- Anwendungen im Bereich der eMobility > bis 1500 V DC
Ein Messbereich zwischen 12 und 1000 V AC sowie bis 1500 Volt DC ist also ideal für alle Profis, weil der Spannungsprüfer damit so vielfältig wie möglich eingesetzt werden kann. Gleichzeitig deckt er bereits Spannungshöhen ab, die zukünftig vor allem im Bereich der erneuerbarer Energien Standard sind.
Messkategorie
Mess- und Prüfgeräte müssen einer von vier Messkategorie entsprechen. Diese Kategorien geben Auskunft darüber, in welchem Bereich das Gerät eingesetzt werden darf. Ausführlichere Informationen finden Sie unter diesem Link:
In Deutschland müssen zweipolige Spannungsprüfer der Messkategorie CAT III entsprechen. Somit sind alle zweipolige Spannungsprüfer, die den Vorgaben entsprechen, für Gebäudeinstallationen zugelassen. Maßgebend ist zusätzlich zur Messkategorie die maximal zulässige Spannungshöhe. Es gibt drei Stufen, die für Ihre Sicherheit ernst genommen werden sollten:
- Bis 300V AC
- Bis 600V AC
- Bis 1000V AC
Diese Messkategorien, dienen der Anwendersicherheit, beugen Materialschäden vor und Ihre Beachtung ist im gewerblichen Bereichen Pflicht!
Anzeige der Spannungshöhe
Alle zweipoligen Spannungsprüfer zeigen dem Anwender die Höhe der Spannung stufenweise an. Dazu leuchten LED-Lämpchen auf, die die entsprechende Höhe UNGEFÄHR angeben. Der Messbereich kann unterschiedlich eingeteilt sein. Übliche Stufen sind: 12 bis 690 V AC / DC.
Darüber hinaus verfügen hochwertigere Geräte über eine digitale LCD- Anzeige. Hier gibt das Gerät die Spannungshöhe exakt in Ziffern auf einem beleuchteten oder unbeleuchteten Display an.
Welche weiteren Funktionen bieten zweipoliger Spannungsprüfer?
Insbesondere Profigeräte bieten neben der reinen Überprüfung auf Spannungsfreiheit weitere Funktionen. Dazu gehören:
- Durchgangsprüfung:
Eine der wichtigsten Messungen in elektrischen Schaltungen ist die Durchgangsprüfung. Mit vielen zweipoligen Spannungsprüfern können Sie komfortabel prüfen, ob eine Leitung durchgängig ist. Die meisten Geräte zeigen die Durchgängigkeit an, indem ein LED Lämpchen aufleuchtet. Sinnvoll ist, wenn die optische Anzeige mit einem akustischen, lauten Signal kombiniert wird. So können Sie sich voll und ganz auf die Messung konzentrieren. Im Profibereich ist die Durchgangsprüfung unverzichtbar.
- Drehfeldanzeige:
Nützlich ist auch eine optische Anzeige, die visualisiert, ob es sich um einen linksdrehenden oder rechtsdrehenden Stromkreis handelt.
- Berührungslose Spannungsprüfung:
Herkömmliche zweipolige Spannungsprüfer müssen für die Messung mit den Prüfspitzen in den Stromkreis integriert werden. Einen größeren Komfort bieten Geräte, die eine erste Prüfung der Spannungsfreiheit zusätzlich berührungsfrei anbieten. Das ist bspw. nützlich, wenn Sie auf der Suche nach Kabelbrüchen sind. Die von der Norm vorgeschriebene, allpolige Prüfung auf Spannungsfreiheit über die Integration in den Stromkreis, ersetzt das berührungslose Prüfen aber nicht. Sie dient lediglich der ersten Indikation!
- Überprüfung von FI / RCD Schutzschalter:
Viele zweipolige Spannungsprüfer sind dafür geeignet FI und RCD Schutzschalter zu überprüfen.
- Einpolige Phasenprüfung
Komfortabel und schnell können Sie mir dieser Funktion eine erste Indikation auf Spannungsfreiheit durchführen. Besitzen Sie einen Spannungsprüfer mit dieser Funktion, benötigen Sie kein weiteres einpoliges Prüfgerät.
- Taschenlampenfunktion
Diese ist besonders empfehlenswert, wenn Sie häufig an schlecht beleuchteten Orten messen.
Was sollten Sie beim Kauf beachten?
Legen Sie, wie oben ausgeführt, besonderen Wert auf den Messbereich. Welche Spannungshöhen wollen Sie messen? Daraus ergibt sich der wichtigste Punkt für Ihren individuellen Bedarf. Darüber hinaus sind die folgenden Kriterien wichtig:
Grundlegende Kriterien:
-
Entsprechung der DIN EN 61243-3 VDE 0682-401 und / oder GS VDE Prüfsiegel.
Diese Geräte sind nach höchsten Normen dafür zugelassen, Spannungsfreiheit festzustellen.
- Messkategorie CAT III
Das Gerät muss außerdem der Messkategorie III entsprechen. Dies muss auf dem Gerät oder in der Betriebsanleitung angegeben sein.
- Schutzart
Bei zweipoligen Spannungsprüfern handelt es sich um elektrische Betriebsmittel. Für diese gibt es Schutzarten. Die Schutzart gibt Auskunft für die Sicherheit des Betriebsmittels hinsichtlich Berührungs-, Fremdkörper- und Wasserschutz. Damit Ihr Gerät auch unter widrigeren Bedingungen sicher eingesetzt werden kann, sollte es mindestens die Schutzart IP 64 besitzen. Dann ist es staubdicht, vollständiger gegen Berührung und Schmutz geschützt und allseitig gegen Spritzwasser gesichert.
Spezielle Kriterien, insbesondere für Elektriker:
- Testfunktion für FI / RCD Schutzschalter
Um das korrekte Auslösen von Fehlerschutzschaltern verlässlich überprüfen zu können, muss über den zweipoligen Spannungsprüfer die Last in der richtigen Höhe zugeschaltet werden können. FI Schutzschalter müssen nach gesetzlichen Vorgaben zwischen 15 und 30mA nicht auslösen. Daher sollte die zuschaltbare Last bei min 30mA liegen.
- Arretierung der Handgriffe
Eine Arretierungsmöglichkeit für die Handgriffe ist zum einen nützlich für den ordentlichen Transport. Wichtiger ist aber die Möglichkeit, herkömmliche Schuko-Steckdosen einhändig auf Spannungsfreiheit überprüfen zu können. Dazu fixiert die Arretierung die Prüfspitzen in einem Abstand von 14mm. Das sorgt dafür, dass Sie problemlos die Steckdosen-Phasen einhändig testen können.
- Austauschbare Prüfspitzen
Die Prüfspitzen des Gerätes sollten austauschbar sein, weil Sie an unterschiedlichen Messstellen Messsitzen mit unterschiedlich großem Durchmesser benötigen. Meist können Sie auf die Spitzen, die fest mit den Handgriffen verbunden sind, nach Bedarf größere Prüfspitzen aufschrauben. Achten Sie auf die Größenangabe: Für Prüfvorgänge bspw. an Klemmen benötigen Sie dünne Spitzen zwischen 2-3mm. Prüfvorgänge an Steckdosen gehen mit 4mm großen Spitzen komfortabler von der Hand.
- Durchgangsprüfung, Drehfeldrichtungsanzeige, Widerstandsmessung
Zusätzliche Funktionen neben der Überprüfung auf Spannungsfreiheit sind im gewerblichen Bereich Pflicht. So unterstützt Sie Ihr Gerät bei vielen unterschiedlichen Prüf- und Messvorgängen und Sie arbeiten effizienter.
Vergleich der zweipoligen Spannungsprüfer von Wiha
Wiha bietet drei zweipolige Spannungsprüfer an. Wie sie sich voneinander abgrenzen stellt die folgende Tabelle übersichtlich zusammen:
12 - 1000 V AC | 0,5 - 1000 V AC | e-Mobility 12- 1000 V AC | |
Messkategorie | CAT IV 600 V / CAT III 1000 V | CAT IV 600 V / CAT III 1000 V | CAT IV 1000 V |
Spannung | 1000 V AC / 1500 DC | 1000 V AC / 1500 DC | 1000 V AC / 1500 DC |
Widerstand | X | 0 - 1999 Ω | X |
Frequenz | X | 1 - 950 Hz | 40 - 400 Hz |
Durchgangsprüfung | 0 - 500 kΩ | 0 - 500 kΩ | 0 - 500 kΩ |
Drehfeldrichtungsanzeige | 170 - 1000 V | 170 - 1000 V | 170 - 1000 V |
TRMS | X | ✔ | X |
berührungslose Spannungsprüfung | X | ✔ | X |
Photovoltaik-tauglich | X | ✔ | X |
eMobility-tauglich | X | X | ✔ |
Für wen? |
Heimwerker / DIY |
Gewerbliche Elektriker | KFZ |